Azubi-Speed-Dating

Per Speed-Dating zum Ausbildungsplatz

Blauer Anzug, blaue Krawatte, weißes Hemd, ordentlich zurückgegelte Haare. Maurice Hartmann will einen guten Eindruck hinterlassen. Schließlich hat er nur kurz Zeit, um sich seinen beiden Gegenübern vorzustellen: Ganze zehn Minuten bleiben den Bewerbern beim Azubi-Speed-Dating des Jobcenters Oberhausen, um die Unternehmen von sich zu überzeugen.

22 Firmen haben ihre Tische in der Rudolf-Weber-Arena aufgebaut und informieren über verschiedenste Ausbildungsberufe im Handwerk, in der Industrie oder im kaufmännischen Bereich. Gut 50 junge Bewerberinnen und Bewerber – alle jünger als 25 Jahre, alle Kundinnen und Kunden des Jobcenters Oberhausen – nutzen in den 10-Minuten-Gesprächen die Gelegenheit, sich möglichst gut zu präsentieren. „Wir haben ganz unterschiedliche Kunden heute dabei“, sagt Thomas Keusgen, Integrationsfachkraft im Bereich der Arbeitsvermittlung U25 beim Jobcenter, „das geht von ,gerade erst Sprachkenntnisse erworben‘ bis hin zum Studienabbrecher.“

Alle Bewerber wurden im Vorfeld des Speed-Datings in dreitägigen Trainings vom Tüv Nord als Organisator der Veranstaltung intensiv vorbereitet: Wie kann ich mich in zehn Minuten möglichst gut darstellen? Was ziehe ich an? Wie verhalte ich mich? Außerdem wurde für jeden ein individueller dreiseitiger Bewerbungsflyer erstellt mit Foto, Lebenslauf, Berufswunsch und Angaben zu Stärken und Schwächen.

Maurice Hartmann möchte gerne eine Ausbildung zum Industriekaufmann beginnen und ist nach seinem ersten Gespräch mit der Firma Leantechnik, einem Maschinenbauunternehmen aus Oberhausen, sehr zufrieden: „Ich habe mich gut vorbereitet gefühlt, und das Gespräch lief dann auch sehr gut. Mir wurde viel über den Betrieb erklärt, und ich konnte auch selbst meine Fragen stellen.“

Auch die Unternehmen sehen im Azubi-Speed-Dating eine gute Chance, mit potenziellen Bewerbern in Kontakt zu treten und für sich Werbung zu machen. „Es ist noch nie so schwierig gewesen, Auszubildende zu finden“, sagt Rüdiger Schneider, Bezirksverkaufsleiter bei der Firma Deichmann. In den zehn Minuten, die ihm mit den einzelnen interessierten Bewerbern verbleiben, wirbt er u.a. mit den sehr guten Aufstiegschancen bei Deichmann und der übertariflichen Bezahlung und schaut gleichzeitig, ob sein Gegenüber für den Job als Verkäufer infrage kommen könnte. Ein erstes Kennenlernen, das möglicherweise mit der Einladung zu einem Probearbeitstag endet.

Auch Oliver Osmielak, Personalreferent bei der Tiemeyer-Gruppe, schätzt die ungezwungene Atmosphäre beim Azubi-Speed-Dating. „Man kommt mit jungen Menschen in Kontakt, die man im normalen Bewerbungsverfahren vielleicht schon vorher aussortiert hätte. Man trifft auch mal auf andere Klientel.“ Ihn beeindruckt, wie gut die jungen Leute auf die Kurz-Bewerbungsgespräche vorbereitet sind.

Eine Vorbereitung, die sich schon im vergangenen Jahr ausgezahlt hatte: Von den 55 Jugendlichen, die 2021 am ersten Azubi-Speed-Dating des Jobcenters Oberhausen teilgenommen hatten, konnten 17 anschließend eine Ausbildung aufnehmen. „Die Erfahrungen zeigen, dass das Speed-Dating jungen Menschen, die eine Ausbildung anstreben, eine wichtige konkrete Hilfestellung bietet“, sagt daher auch Uwe Weinand, Geschäftsführer des Jobcenters Oberhausen. „Durch die intensive Vorbereitung und den direkten persönlichen Kontakt mit den Verantwortlichen aus den Ausbildungsbetrieben konnten letztes Jahr über 30 Prozent der teilnehmenden Jugendlichen eine Ausbildung beginnen und damit ein gutes Fundament für ihre berufliche Zukunft legen.“

((Bildunterschrift: Maurice Hartmann im Gespräch mit Alina Pelk (links) und Laura Bislimi von der Oberhausener Firma Leantechnik))

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